Wirklich? Haben wir wirklich keine Zeit? Wenn man mein Output hier auf dem Blog ansieht, dann kann man das wirklich denken. Seit Monaten habe ich nichts mehr gepostet. In meinem letzten Post hatte ich es schon angedeutet: Instagram frisst meine Handarbeitszeit. Erst Instagram und dann Corona. Aber stimmt das wirklich? Wollen wir mal nachsehen, was ich in den letzten Monaten produziert habe.
Ganz zuallererst ist das mein Iron Heart Sweater nach der Anleitung von Tin Can Knits, mit dem ich heute endlich beim Me Made Mittwoch teilnehmen möchte.
Hier trage ich ihn mit einer uralten Kaufhose und einem Kuchen (fragt nicht):
Gestrickt habe ich ihn aus der Fashion Pixel von Rico Design in der kleinsten Erwachsenengröße: Er passt hervorragend. Angefangen habe ich ihn im Januar und beendet Mitte April. Die Anleitung ist sehr ausführlich, umfasst Kinder- und Erwachsenengrößen. Für meinen Kleinen habe ich auch bereits einen Iron Heart Sweater gestrickt, auch dieser passt prima. Am schönsten daran ist es, wenn man zum Schluss, nach vielen vielen rechten Maschen (man strickt von unten nach oben), endlich das Muster am Ausschnitt stricken kann. Hier seht ihr es im Detail:
Die Konstruktion ist aber super: Ich habe erst die Ärmel in Runden gestrickt, dann den Rumpf, alles kommt auf eine Nadel, man strickt den Ausschnitt und ist fertig, ganz ohne Zusammennähen. Und tragen, tragen tut er sich super, auch heute am ersten Juli, wo es bei uns morgens in Strömen regnete. Ich finde, da macht sich ein Baumwollpulli bis mittags noch ganz gut.
Was habe ich noch hergestellt?
- Helge Socken
- eine Weste Carla
- eine Stola Mahana
- einen Cardigan Rosemary and Thyme, den ich hier hoffentlich noch zeigen werde
- Baby Schuhe
- Zwei Jerseyhosen für das Nadelöhrchen, die beide eigentlich nur als Schlafhosen taugen, weil sie irgendwie rutschen – warum auch immer, war ein erprobtes Schnittmuster
- angefangene Socken mit Leopardenmuster, die machen aber gerade Pause
Aktiv auf den Nadeln ist ein Leaftop. Oh und ich habe zum ersten Mal selbst Wolle gefärbt mit Wilton’s Lebensmittelfarben.
Also: Keine Zeit? Ja, scheinbar irgendwie dann doch. Es waren aber auch über drei Monate, in denen ich das alles hergestellt habe. Abends zwischen Einschlafbegleitung und der Rückkehr an den Schreibtisch, um noch etwas Arbeitszeit aus dem Tag im Homeoffice zu holen. Oder wenn ich mit meiner Familie telefoniert habe, die ich seit Wochen nicht gesehen hatte.
Gebloggt habe ich nicht, ja. Stattdessen habe ich mich an Instagram versucht und mich immer wieder bemüht halbwegs sinnvolle Bilder zu machen von meinen Stricksachen. Das hat mal mehr und mal weniger geklappt. Immerhin: auch ein einzelnes fotografiertes Uralt-Wollknäuel findet seine Herzchen. Trotzdem fühle ich mich schlecht und unproduktiv, ist das nicht irre? Ich arbeite angestellt und freiberuflich, versorge ein Kind, handarbeite, treibe Sport, poste semiregelmäßig auf Instagram und trotzdem habe ich das Gefühl, dass das nicht ausreicht. Ich hab ja nicht auch noch gebloggt. Oder eine Fortbildung gemacht oder endlich Serie xy geschaut, damit ich mitreden kann. Nie reicht das, was ich tue, aus.
Das liegt erstens daran, dass es wirklich nicht ausreicht: Die Arbeitsberge und To-Do-Listen werden ohne Aussicht auf Besserung immer länger. Und zweitens liegt das an überzogenen Erwartungen, die ich von der Gesellschaft übernommen und verinnerlicht habe. Also vielleicht doch das Hobby runterfahren und erst recht den Wunsch danach, über meine DIY Abenteuer zu bloggen? Ich habe es versucht, ihr Lieben, das kann ich euch sagen. Dabei möchte ich so gerne bloggen. Nun also: hallo, ich bin zurück. Gestresst, aber mit schöner Kleidung. Ich werde weiter über Zeit nachdenken. Das scheint nämlich ein Thema zu sein, dass sich quer durch meine bisherigen Blogposts zieht.
Und jetzt schaue ich mir die Posts, von all euch Fleißigen an, die es nicht nur schafft zu Nähen, Stricken und Häkeln, sondern auch regelmäßig zu posten. Ich ziehe meinen Hut.
Suuuuper schön der Pulli! Irgendwann muss ich auch mal einen von unten nach oben stricken, muss toll sein, wenn man am Schluss nicht mehr die Ärmel stricken muss… 😉 Die Passe ist ganz bezaubernd! LG Sarah
Liebe Sarah, vielen Dank für deinen netten Kommentar! Ja, die Konstruktion war echt prima, nur richtig anprobieren kann man es zwischendurch nicht, da ist RVO besser… hat alles seine Vor- und Nachteile. Liebe Grüße zurück 🙂
Wow, der Pulli ist wirklich wunderschön geworden ! Und was hab ich mich in Deinen Worten wiedergefunden ! Auch ich habe immer oder zumindest oft das Gefühl, nicht allzuviel auf die Reihe zu kriegen, doch ich denke von aussen betrachtet sieht das immer anders aus. Das ist auch ein Grund, warum ich mich entschieden habe, auf Instagram nicht mitzumischen… Auf jeden Fall hört es sich für mich wahnsinnig viel an, wenn Du schreibst, um was Du Dich alles kümmerst, ich finde es da eher erstaunlich, wenn Du es dann doch hinkriegst, so einen tollen Pulli zu stricken ! Liebe Grüsse sendet Dir Robina
Robina, ganz lieben Dank für deinen Kommentar. So ist es wirklich, erst denkt man, man schafft nicht viel, und wenn man dann mal ganz genau überlegt, kommt doch so einiges zusammen. Weise Entscheidung mit Instagram 😉 Dann muss ich mir jetzt gleich mal deinen Blog ansehen…
Hallo liebe Ms. Nadelohr,
oh, wie ich mit dir fühle! Aber gerade das mit dem Bloggen mache ich immer nur dann, wenn ich auch wirklich Spaß daran habe. Also auch nicht soooo oft. Und was passiert? Nichts. Niemand verlangt von einem, dass man jeden Tag neue Posts rausschießt (es sei denn, man will damit Geld verdienen).
Ein wunderschöner Pullover übrigens! Da bin ich schon ein bisschen neidisch. Einen Pullover habe ich bisher noch nie vollendet. Habe mir das aber auch nicht zum Ziel gesetzt, eben wegen der Zeit 😉
Liebe Grüße Tina
Liebe Verena, danke fürs Lesen und Kommentieren. Und danke natürlich auch für dein Kompliment zu meinem Pulli 🙂 Trau dich, Pullistricken ist wirklich nicht schwer. Ich glaube ich muss mir deine entspannt Perspektive zueigen machen und mir auch sagen, dass es nicht schlimm ist, wenn ich nichts poste…